Daniela Hopp, selbständige Pilateslehrerin (Bodensee)

 

Eine kurze Vorstellung:

Ich heiße Daniela, bin 38, verheiratet und lebe mit meinem Mann und unseren beiden Kindern am wunderschönen Bodensee. Aufgewachsen bin ich auch hier am See und nachdem ich mit meinem Mann in München und Stuttgart gelebt habe, hat uns der Job meines Mannes wieder an den See geführt. Hier leben wir seit 5 Jahren in unserem eigenen Häuschen, mit Garten, wilden Sträuchern, viel Kinderlachen und den kleinen und großen Herausforderungen des Lebens.

 

Worin lag / liegt  für Dich die Herausforderung, die durch die Pandemie entstand?

Die bestimmt größte Herausforderung vor gut einem Jahr lag für mich darin, meinen Teilzeitjob als Grafikern, der 60 Minuten Fahrtweg von zuhause entfernt war, mit der Kinderbetreuung und dem späteren Homeschooling unserer Kinder zu vereinbaren. Mein Mann hatte das gesamte letzte Jahr das Glück, in voller Stundenzahl weiterarbeiten zu dürfen und fiel somit für die Kinderbetreuung aus. Jetzt mag man vielleicht denken, dass der Job der Grafikerin bestens dafür geeignet ist, im Homeoffice zu arbeiten. Leider ging das bei mir nicht und stellte mich vor erneute Herausforderungen. Ich hatte also einen Job mit 24 Stunden in der Woche, ein Schulkind und ein Kindergartenkind zuhause und hab irgendwie versucht, Allen und Allem gerecht zu werden. Die Kids standen und stehen dabei stets an erster Stelle. Nachtarbeit, Betreuungsprobleme... es war total chaotisch und somit ergab sich daraus letztlich die einzige Konsequenz... ich habe meinen Job aufgegeben und hab mich beim Arbeitsamt gemeldet. Heute kann ich sagen, es war das Beste was ich hätte machen können!

 

Wie hast Du es geschafft, diese schwere Zeit bis jetzt zu überstehen?

Geholfen haben mir zum Einen meine Kinder, die mir jeden Tag gezeigt haben, wie wertvoll ich für sie bin, wie schön das Leben doch sein kann, auch wenn es gerade so Kopf steht. Wir waren viel spazieren, haben Gummitwist im Garten gespielt, gebastelt, gelacht, auch mal geweint und gestritten, aber wir waren zusammen und wussten irgendwann, was im Grunde das Wichtigste ist und dass darauf alles aufbaut. Kein Job der Welt hat diese Kraft und gibt dir das, was deine Familie dir gibt. Natürlich haben wir das Glück, dass mein Mann seinen sicheren Job und das Einkommen hatte, somit kamen wir nie in finanzielle Engpässe, was dem Ganzen sicherlich noch die Krone aufgesetzt tte.

Mein Mann und ich haben begonnen andere, tiefere Gespräche zu führen, wir haben in einer für uns sehr schwierigen Zeit, ganz einfache, aber fast vergessene Wege gefunden, im Austausch zu bleiben und uns nicht zu verlieren.

Dann gab und gibt es ein paar ganz enge Freunde, deren Gespräche mir unglaublich gut getan haben und es immer noch tun. Ich hab angefangen mich mit Spiritualität, Selbstverwirklichung und Selbstwahrnehmung zu beschäftigen, hab mit einer Therapeutin gesprochen und begonnen, nach mir zu schauen und besser auf mich zu achten. Den Kids ging es gut, sie waren und sind happy, ob nun Schule und Kindergarten stattfand oder nicht, somit konnte ich bei mir etwas tiefer nachbohren und schauen was ich tun kann, um mich wieder auf Spur zu bringen. Mein Motto war irgendwann „ich bin stark und wertvoll und ich kann schaffen, was ich möchte!“

Dafür bin ich dann einfach losgegangen, hab mich für eine Trainerausbildung als Pilateslehrerin angemeldet und hab diese im Dezember letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen. Ich hab es einfach gemacht und damit mein ganz persönliches kleines, berufliches Glück gesucht und schlussendlich gefunden. Ich hatte zuvor schon viel und regelmäßig Sport gemacht, wusste aber nicht so recht, was mich in der Ausbildung erwartet.

Ich wusste nur, ich wollte nicht länger die angestellte Grafikerin sein, die Drucksachen erstellt, zwar kreativ ist, aber ständig korrigiert und ausgebremst wird. Dadurch wurde ich so unsicher und habe ganz oft nur nach Geschmack der Anderen gestaltet und gelayoutet. Natürlich war der Kunde happy, das sollte schließlich auch so sein. Aber was war mit mir? Ich wollte auch mich endlich glücklich machen. Ich bin doch auch jemand! Ich hatte das Gefühl ich hatte mich viel zu lange in meinen eigenen Schatten gestellt. Damit war und ist nun endlich Schluss!

Inzwischen gebe ich seit Januar eigene Online-Pilateskurse. Ich habe mir ein kleines, feines Business aufgebaut, was jeden Tag wächst und gedeiht und was mir soviel zurück gibt, was ich nie für möglich gehalten hätte. Ich hab so liebe Teilnehmer:innen, die mir soviel positives Feedback und liebe Worte zurück geben, mich weiterempfehlen, neue Kurse buchen... manchmal kann ich das alles gar nicht richtig glauben. Ich bin unendlich dankbar und auch ein bisschen stolz auf mich selbst, was ich da geschafft hab. Ich hab jetzt einen Job, der mich ausfüllt, erfüllt, der mir Kraft gibt und mich anspornt. Ich fühl mich nicht mehr ausgebremst und eingeschränkt, sondern frei und so voller Ideen, die nur darauf warten, endlich frei gelassen zu werden. Das fühlt sich toll an! Meine 3 Liebsten unterstützen mich hierbei so sehr und geben mir die nötige Kraft, wenn ich mich doch mal wieder schwach fühle.

 

Was würdest Du anderen mit auf den Weg geben?

Geh’ los! Wenn du für etwas brennst, mach es, trau dich! Fehler machen wir alle und daraus lernen wir. Hab keine Angst davor, Fehler zu machen oder zu versagen, oder es nicht zu schaffen. Du kannst dich und dein Tun jederzeit korrigieren. Hör deinem Herz genau zu und lass dich von ihm lenken, es kennt den Weg. Und dieser lohnt sich so sehr.

Sei mutig und glaub an dich!!

 

Wann und wo war Dein letzter richtiger Glücksmoment?

Im Grunde hab ich jeden Tag mindestens 3 Glücksmomente. 3 Umarmungen von meinen 3 Herzensmenschen und jeder Tag ist vollkommen! Wir sind ein Team und ich bin wirklich jeden Tag dankbar und glücklich, dass wir vier genau hier zusammen sind.

Ein besonderer Gücksmoment, an den ich mich aber auch gerne zurück erinnere, war dieser eine Tag im letzen Dezember, als ich meine Prüfung als Beste im Kurs abgeschlossen hatte. Ich bin für was losgegangen, hab mich dem völlig hingegeben und hab etwas so Großes für mich zurückbekommen. Und es wird jeden Tag größer...